Johann Heinrich Tischbein d. Ä. (1722-1789) stammte aus einer Künstlerfamilie im nordhessischen Haina, die die deutsche Kunstlandschaft geprägt hat. Er war u. a. als Hofmaler der Landgrafen von Hessen-Kassel tätig und wird daher als „Kasseler-Tischbein“ bezeichnet. Tischbein hat nachweislich drei großformatige Deckengemälde auf Leinwand für die Galerie des Residenzschlosses der Landgrafen Hessen-Kassel angefertigt, welches im November 1811 abgebrannt ist. Nach verschiedenen, archivalisch belegten Zwischenstationen gelangten zwei der Gemälde nach 1945 ins Schloss Weilburg. Dort lagerten die etwa 190 x 300 cm großen Maltücher ohne Spannrahmen, deren Malerei ganzflächig mit Japanpapier und Wachs gesichert war. Die Darstellungen und weitere Schäden waren nur zu erahnen. Bei den Verantwortlichen von Hessen Kassel Heritage ist schnell der Wunsch entstanden, die beiden Werke restaurieren zu lassen.
Das Ensemble aus den insgesamt drei großformatigen Deckengemälden wurde erstmals nach 200 Jahren wieder zusammengeführt und in einer Ausstellung in der Gemäldegalerie im Schloss Wilhelmshöhe
präsentiert.
Ich hatte das Privileg, eines der wiederentdeckten Deckengemälde mit der allegorischen Darstellung „Minerva und die Wissenschaften“ (entstanden um 1770) zu restaurieren.
Somit erfolgte der Transport aus dem Weilburger Schloss mit Zwischenstation in Kassel nach Willingen.
Aber wie funktioniert überhaupt ein Transport von knapp 6 m² Malerei auf Leinwand?
Das Maltuch (1,90 x 3,00 m) wurde auf eine Rolle mit einem Durchmesser von 90 cm konservatorisch behutsam aufgerollt. Nach dem Abrollen des Gemäldes in meinem Atelier wurde es mit Starkmagneten
senkrecht montiert, um besser daran arbeiten zu können.